Dem 1. Radebeuler Stadtchronisten Adolf Schruth (1872 – 1946) zum 150. Geburtstag gewidmet
Wenn man den Namen „Schruth“ in die Datenbank des Stadtarchivs eingibt, erscheinen 151 Treffer, die schon erahnen lassen, dass es sich hier um eine für Radebeul bedeutsame Persönlichkeit handelt. Am 11. Februar 1872 wurde dem Dresdner Kaufmann Emil Theodor Schruth und seiner Ehefrau Anna Johanna Schruth, geb. Schnell ein Sohn geboren, der die Vornamen Fritz Adolph Theodor erhielt. Zunächst trat er beruflich in die Fußstapfen seines Vaters, als er 1921 als Kaufmann mit 39 Jahren einen Kolonialwarenladen in Naundorf, Hauptstr. 19 eröffnete. Er heiratete am 09.07.1899 Friederike Pauline Schäller (1876-1949), eine Thüringerin aus Ruhla. Die erste schriftliche Überlieferung in den Naundorfer Gemeindakten zu Schruth enthält eine Konzession zum Verkauf von Branntwein in versiegelten Flaschen aus dem Jahre 1923. Seine Freizeitpassion war aber die Heimatgeschichte. Schruth interessierte sich schon immer sehr dafür. Durch seinen Beruf als Kaufmann kam er sicher mit vielen ins Gespräch und erfuhr so manches aus Vergangenheit und Gegenwart. Die Zeit nach dem ersten Weltkrieg brachte allgemein einen Boom des Interesses der Heimatgeschichte mit sich, denn erstmals waren amtliche Unterlagen für die Öffentlichkeit zugänglich und damit die staatlichen Archive. Auch die gesellschaftlichen Bedingungen der Bevölkerung – gezeichnet vom Krieg, krisengeschüttelt und politikverdrossen - könnte ein Grund dafür gewesen sein für das gestiegene heimatgeschichtliches Interesse im Allgemeinen.
Deshalb übernahm Schruth im August 1924 die Redaktion der heimatkundlichen Beilage der Kötzschenbrodaer Zeitung „Die Elbaue – Blätter für sächsische Heimatkunde“, zu deren Mitarbeitern er von Beginn an gehörte. Schon 3 Jahre später wurde er hauptamtlicher Redakteur und von 1929 bis 1941 als Nachfolger von Wilhelm Georg Ziegner (1865-1929) verantwortlicher Schriftleiter der Kötzschenbrodaer Zeitung, machte damit sein Hobby zum Beruf. Er forschte zur Historie der Lößnitzgemeinden und es entstanden zahlreiche Aufsätze und Chroniken zu Kötzschenbroda, Naundorf, Zitzschewig, Niederlößnitz, Fürstenhain und Serkowitz. Da er als erster überhaupt die Akten des Sächsischen Hauptstaatsarchivs auswertete und Kontakte zu vielen Persönlichkeiten seiner Zeit unterhielt, auch Einblick in die Gemeindeakten der Lößnitzorte erhielt, kann man zurecht behaupten, dass er der Begründer der Radebeuler Stadtgeschichtsforschung ist. Seine Beiträge waren kurzweilig und gut zu lesen und erfreuten sich allgemeiner Beliebtheit. Es finden sich auch unterhaltsame Theaterstücke in der Sammlung des Stadtarchivs von ihm, wo historische Überlieferungen in phantasievolle Geschichten umgesetzt wurden. Vielleicht werden sie mal wieder aufgeführt… Wer weiß? Mit 69 Jahren wurde er 1941 vom damaligen Oberbürgermeister Heinrich Severit (1888-1977) zum Stadtchronisten als Ehrenbeamter berufen. In den folgenden Kriegs- und Nachkriegsjahren entstanden die Tageschroniken der Stadt Radebeul 1942 bis 1945, die dann von Paul Brüll (1892-1982), dem späteren Stadtarchivar bis 1949 fortgeführt wurden. Am 10. Oktober 1946 starb er im Alter von 74 Jahren in Radebeul. Er wohnte viele Jahre Hermann-Ilgen-Straße 40 in der Nähe seines Arbeitsdomizils, Güterhofstr. 5.
Die Chroniken, die heimatgeschichtlichen Beiträge der Elbaue u.a. seiner Werke im Stadtarchiv sind bereits digitalisiert. Der Jahrgang 1924 der Elbaue ist ab sofort auf der Homepage der Stadt zu finden. Vielleicht haben wir den einen oder anderen neugierig gemacht und für einen Besuch im Stadtarchiv - persönlich oder virtuell – inspiriert. Das würde meine Kollegen und mich sehr freuen.
Annette Karnatz
Wer neugierig geworden ist und wissen will, was Adolf Schruth 1924 zur Heimatgeschichte der Lößnitz geschrieben hat, kann selbst nachlesen und sich an seinen kurzweiligen „Geschichten“ erfreuen. Die nachfolgenden Jahrgänge sind im Stadtarchiv einsehbar. Es sind Unikate, die in dieser Vollständigkeit nur im Stadtarchiv Radebeul überliefert sind.