stadt_bahn_park radebeul
Wettbewerbsthema 2010/2011
Das diesjährige Wettbewerbsthema "stadt_bahn_park" wurde durch das aus Vertretern von Hochschulen und Fachverbänden bestehende Fachkuratorium sowie der Stadtverwaltung aus mehreren Themenvorschlägen ausgewählt. Bei dem Wettbewerbsgebiet handelt es sich um eine ehemalige Bahnfläche im östlichen Stadtgebiet, die als Zäsur zwei Stadtgebiete voneinander trennt. Das benachbarte östliche Stadtzentrum mit dem Rathausstandort entwickelt sich als Teilgebiet eines städtebaulichen Sanierungsgebietes sehr positiv. Der direkt angrenzende Bahnhofsbereich wird als attraktives Kultur-, Museums- und Einkaufsquartier entwickelt.
Ziel ist die Rückgewinnung und Gestaltung der Fläche als städtischer Raum mit vielfältigen Funktionen und Verknüpfungen mit den umgebenden Stadtbereichen. Gesucht werden tragfähige Ideen zur Gestaltung des Wettbewerbsgebietes und dessen Einbindung in das städtebauliche Umfeld. Sie sollen zur zukunftsorientierten und nachhaltigen Stärkung der Stadt Radebeul beitragen. Durch Ausstrahlung und Verknüpfungen in das Umfeld hinein werden zusätzliche Impulse erwartet. Die Bedürfnisse und Wünsche der Anlieger und Bewohner sowie lokaler Akteure sind bei den Konzeptüberlegungen mit einzubeziehen.
Wettbewerbsgebiet 2010/2011
Das Wettbewerbsgebiet befindet sich im östlichen Stadtgebiet im Grenzraum zur Nachbarstadt Dresden. Es handelt es sich um ein innerstädtisches Gebiet, welches nördlich und südlich an dicht bebaute Wohn- und Gewerbeflächen angrenzt. Das Gebiet wird eingeschlossen zwischen einem gründerzeitlichen Wohnquartier im Norden, der stark befahrenen viergleisigen Fern-, Regional- und Güterbahntrasse der Deutschen Bahn bzw. Gleis- und Funktionsanlagen der historischen Schmalspurbahn im Süden und Osten, einem als Schmalspurbahnmuseum und Veranstaltungsraum umgenutzten ehemaligen Verwaltungs- und Lagergebäude sowie dem ehemaligen Bahnhofsgebäude im Westen. Dieses beherbergt die Stadtbibliothek und zukünftig auch die Volkshochschule, da es zum Betrieb des Bahnhaltepunktes Radebeul-Ost nicht mehr notwendig ist.
Das Wettbewerbsgebiet grenzt an das östliche Stadtzentrum, welches durch die Geschäftsstraße Hauptstraße, den Verwaltungsstandort mit Rathaus und Technischem Rathaus sowie einem Schulstandort mit einer Grundschule und einem Gymnasium gekennzeichnet ist. Das seit 2003 förmlich festgesetzte Sanierungsgebiet "Zentrum und Dorfkern Radebeul-Ost" grenzt ebenfalls westlich an das Wettbewerbsgebiet. Die Flächen des ehemaligen Güterbahnhofs in Radebeul-Ost sind als solche funktionslos geworden und liegen brach. Ehemals als Verladebahnhof mit Gleisanschluss an der Bahnstrecke Leipzig-Dresden genutzt, zeugt heute nur noch das bereits sanierte Lager- und Verwaltungsgebäude und der noch bestehendeund aufrechtzuerhaltende Gleisanschluss für ein nördlich angrenzendes Arznei- und Chemiewerk an die ursprüngliche Nutzung. In Ost-West-Richtung wird das Gebiet von einer gepflasterten Straße durchzogen, die zur Erschließung der parallel zu den Gleisanlagen der Deutschen Bahn liegenden Gleise und Funktionsgebäuden der Schmalspurbahn dient. Nach dem Abbau nicht mehr benötigter Gleise nördlich der Erschließungsstraße ist über die Jahre Ruderalflora von geringem ökologischem Wert in natürlicher Sukzession entstanden. Entlang der nördlich des Gebietes verlaufenden Sidonienstraße sind zahlreiche großkronige und ökologisch wertvolle Großbäume vorhanden. Diese sollten erhalten bleiben. Zwischen dem Wettbewerbsgebiet und der Sidonienstraße besteht ein Geländesprung, welcher z.Z. durch eine Böschung oder eine Mauer abgefangen wird. An das Wettbewerbsgebiet grenzen östlich und südlich potenzielle Erweiterungsflächen. Diese liegen durch die Forststraße und die Bahntrasse der Deutschen Bahn vom Wettbewerbsgebiet räumlich getrennt, eignen sich aber grundsätzlich für eine Flächen- und Nutzungserweiterung im Zusammenhang mit dem Wettbewerbsgebiet. Ideen für zukünftige Nutzungen im Zusammenhang mit den entwickelten Vorstellungen zum Kernbereich des Wettbewerbsgebietes werden erwartet. Aktuelle Planungen der Stadt Radebeul und eines privaten Investors beinhalten die Neugestaltung des westlich angrenzenden Bahnhofsumfeldes und die Errichtung eines Lebensmittelmarktes sowie die Sanierung des denkmalgeschützten Eckgebäudes Hauptstraße/Sidonienstraße. Damit erhält das östliche Stadtzentrum mit der Aufwertung des Bahnhofsgebietes einen attraktiven südlichen Abschluss. Weiterhin plant der Eigentümer der Flächen des Schmalspurbahnmuseums mittelfristig eine Erweiterung der derzeitigen musealen Nutzung und die Gestaltung der Außenflächen. Die Verbindung der bestehenden und bereits in unmittelbarer Vorbereitung befindlichen Nutzungen und Projekte zielt darauf ab, ein Kunst- und Kulturquartier mit positiven Ausstrahlungseffekten in die angrenzenden Stadtgebiete und über die Stadtgrenzen hinaus zu etablieren.
Fachjury 2010/2011
Eine unabhängige und hochkarätig besetzte Jury wählt die beste Wettbewerbsarbeit aus, deren Verfasser mit dem Moritz-Ziller-Preis für Stadtgestaltung in Höhe von 2.500 Euro und einer Preisskulptur ausgezeichnet wird. Der Preisträger wird am Tag der Architektur 2011 in einer Festveranstaltung gewürdigt. Die Ergebnisse des Wettbewerbs werden in einer Ausstellung und einer Broschüre dokumentiert.
Fachpreisrichter
Das vom Auslober berufene Preisgericht 2011 setzt sich wie folgt zusammen:
Prof. Dr. Engelbert Lütke-Daldrup (Vorsitzender) | AfS Agentur für Stadtentwicklung GmbH, Berlin |
Prof. Thomas Knerer | Knerer und Lang Architekten GmbH, Dresden |
Prof. Hermann Kokenge | kokenge.ritter gmbh Landschaftsarchitektur, Dresden |
Till Rehwaldt | Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden |
Prof. Dr. Iris Reuther | Büro für urbane Projekte, Leipzig |
Oliver Stolzenberg (ständig anwesender stellv. Fachpreisrichter) | Architekt, Dresden |
Sachpreisrichter (mit beratender Stimme)
Thomas Joachim | Geschäftsführer M+E Consult GmbH |
Dr. Jörg Müller | Erster Bürgermeister der Stadt Radebeul |
Dr. Helmut Schickaneder | Geschäftsführer Arevipharma GmbH |
Birko Teichmann | Prokurist DB Services Immobilien GmbH |
Preisverleihung Moritz-Ziller-Preis am 25. Juni 2011
In einem festlichen Rahmen wurde am 25. Juni 2011 der erste Moritz-Ziller-Preis verliehen. Nachdem sich zahlreiche Besucher in der Ausstellung über die 67 Wettbewerbsarbeiten informiert hatten, wurde die eigentliche Veranstaltung zur Preisverleihung durch junge Musiker der Musikschule des Landkreises Meißen eröffnet. Die anschließenden Vorträge informierten nicht nur ausführlich über den Wettbewerb, auch die Entstehung der Preisskulptur wurde gewürdigt und das weite Themenfeld zentraler Bahnflächen im Kontext einer innerstädtischen urbanen Verdichtung und Weiterentwicklung von Städten wurde anhand internationaler Beispiele verdeutlicht. Höhepunkt war die Würdigung der prämierten Wettbewerbsarbeiten durch Herrn Prof. Lütke Daldrup und die Übergabe der Preisskulptur an den 1. Preisträger Andreas Rodemann durch den Oberbürgermeister der Stadt Radebeul Bert Wendsche.
Preisträger 2010/2011
Preisträger (030)
Andreas Rodemann, Zittau
Der Verfasser überbaut Teile der Brachfläche und die angrenzenden Bahnanlagen mit gestellartigen Brücken, auf denen Container zu unterschiedlichen Zwecken angeordnet werden sollen. Die damit verbundene Idee, preiswerte und flexibel nutzbare Flächen an interessanter Stelle für "Start-Up" Unternehmen anzubieten, wirkt überzeugend, auch wenn sich durch die Aufstellung der Container auf Brücken diese Maßnahme sehr aufwendig gestalten dürfte. Zu den Freiflächen machen die Verfasser nur wenige Angaben, die bestehenden und geplanten Nutzungen des Schmalspurbahnmuseums und der Bahn werden durch die Aufstellung der Brücken jedoch nicht wesentlich beeinträchtigt. Das Konzept besticht durch die hohe Originalität und Zeichenhaftigkeit. Es ist gut vorstellbar, dass so die nötige Attraktivität entsteht, um die neuen Strukturen mit Leben zu füllen. Aufgrund des temporären Charakters der Bauten bleibt der Weg für weitere Entwicklungen in der Zukunft frei.
Download Preisträgerarbeit von Andreas Rodemann
Anerkennungen für ihre Arbeit erhielten:
Broschüre
Mit der Dokumentation der Festveranstaltung beinhaltet die Broschüre alle Informationen zum Wettbewerb. Von der Idee einen städtebaulichen Wettbewerb auszuloben über die Beschreibung des Wettbewerbsgebietes bis zur Jury- und Preisgerichtssitzung werden die wichtigsten Stationen beschrieben. Im zweiten Teil der Broschüre sind alle 67 Wettbewerbsarbeiten mit einem Text und Lageplanausschnitt ausführlich dargestellt.