August Kaden

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August Kaden

Zigarrendreher, Verleger & Sozialdemokrat - Ein Andenken an August Kaden

Vor 100 Jahren, am 21. Juni 1913, verstarb August Wilhelm Kaden - eine Radebeuler Persönlichkeit, an die sogar Eduard Bilz seine damalige Straßenbenennung abtreten musste. Doch wer war denn eigentlich August Kaden? Nach einer Ausbildung in Volks- und anschließender Bürgerschule erlernte er das Handwerk eines Zigarrenmachers und verdiente zunächst mit Rollen von Tabakblättern seinen Lebensunterhalt. Daraufhin eröffnete er in Dresden eine kleine Zigarrenfabrik. Seine Existenz sicherte ihm zudem eine kleine Zigarrenhandlung, wo neben Glimmstangen auch Köpfe rauchten, denn die Räumlichkeiten dienten gleichsam als Geheimquartier von sozialdemokratischen Gruppen und es wurde eifrig disputiert und organisiert. Durch die Gewerbeeinnahmen unabhängig reiste August Kaden zu Bildungszwecken und Kontakte knüpfen nach Süddeutschland sowie nach Holland und in die Schweiz.

1886 siedelte er sich schließlich auf der Uferstraße 6 in Kötzschenbroda an. Hier führte er sein reges politisches Engagement fort, beispielsweise im Arbeiterbildungsverein bzw. als Mitglied des hiesigen Gemeinderates. Bereits seit einem Jahr war er Mitglied der Sächsischen Abgeordnetenkammer der SPD, wobei er im Landtag besonders für Verbesserungen in den Bereichen Armenfürsorge, Volksschule und Gesindeordnung (Dienstboten/Dienstherr-Gefüge) kämpfte. Vehement stemmte er sich gegen den Kurs des damals amtierenden Ministers von Nostitz-Wallwitz (ein altes Adelsgeschlecht).

Auf dem Parteitag in St. Gallen 1887 und auch auf dem ersten internationalen Sozialistenkongress in Paris 1889 wurde die SPD durch August Kaden repräsentiert. Als Kandidat des Wahlkreises Sachsen folgte er schließlich 1898 Wilhelm Liebknecht im Amt des Reichstagsabgeordneten nach, welches Kaden bis zu seinem Tode innehatte. In dieser Position setzte er sich vornehmlich für Belange der örtlichen Jugend ein, beispielsweise in Bildungsfragen. Wissensvermittlung durch das geschriebene Wort lag ihm nämlich besonders am Herzen. Damit verbindet sich die Gründung seines Verlags Kaden & Companie 1898 in Dresden, mit angegliederter Druckerei und Buchhandlung. Von der "Vereinigung linksgerichteter Sortimenter" organisiert, veröffentlichte der Verlag die "Sächsische Arbeiter-Zeitung", die später in "Dresdner Volkszeitung" umbenannt wurde. Außerdem sind das "Jüdische Gemeindeblatt" und zeitweise der "Mob", eine anerkannte wie scharfzüngige Jugendzeitschrift, bei Kaden & Co. erschienen. Neben politischen und sozialen Themen umfasste das Verlagsprogramm auch Natur-, Sport- und Technik-Publikationen, Kinder- und Märchengeschichten, Natur- und Gedichtbände.

Zeitgenossen schätzten vor allem "seine Organisationstätigkeit im Rahmen der sozialdemokratischen Partei, die ihm, namentlich in Sachsen, vieles zu verdanken hatte. Mit einer gewissen Zähigkeit und unermüdlicher Konsequenz wusste er die Ziele, die er sich gesteckt hatte, durchzusetzen." Indem ihm 1945 eine Straße gewidmet wurde, erfuhren sein Engagement in Politik und Kultur eine entsprechende Würdigung.

 

Maren Gündel, Stadtarchiv

Quellen: Weiss, N.: Dichter, Denker, Literaten aus sechs Jahrhunderten in Dresden; Altner, M.:Sächsische Lebensbilder; Radebeuler Tageblatt vom 24. Juni 1913.

Erschienen in: Amtsblatt Radebeul im Juni 2013