Extra-Hörgeschichte: von Odol und Silikon
Dr. Richard Seifert galt aufgrund seiner enormen Fähigkeiten als „Chemiker von Gottes Gnaden“. Er erfand das Ester Salol und meinte, dass dies gut als Mundwasser angewendet werden könne. Er entwickelte – wohl mehr aus Spaß, an einem Sonntagnachmittag das Rezept und schenkte es seinem Freund Karl August Lingner. Der übernahm es freudig und hatte gleich eine geniale Idee zur Vermarktung. Er nannte es Odol und verkaufte es in der charakteristischen Flasche, deren Hals rechtwinklig abgeknickt war. Lingner wurde mit Odol so reich, dass er nicht nur eine Villa auf der Loschwitzer Hangkante bauen lassen konnte, sondern auch noch ein Museum gründete: das Deutsche Hygiene Museum.
Ein weiterer, sehr talentierter Chemiker in der Fabrik von Heyden war Richard Müller. Was seinen Forschungsgegenstand betraf, war Müller mit großen Freiheiten ausgestattet. Er beschäftigte sich schon länger mit Silikon-Chemie, die bis dahin nur rein wissenschaftlich und nicht kommerziell betrieben wurde. Müller gelang es, Silizium-Atome abwechselnd mit Sauerstoff-Atomen zu koppeln, wodurch sich Ring- und Kettenpolymere bildeten. Damit war es möglich, die für wirtschaftliche Zwecke benötigte Qualität und Ausbeute zu erzielen. Fast zeitgleich fand auch der Chemiker Eugen Rochow aus den USA das Prinzip, das fortan die Müller-Rochow-Synthese genannt wurde. 1963 lernten sich beide auf einem Symposium in Dresden kennen und wurden Freunde.
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