Magdalene Kreßner

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Magdalene Kreßner

‚Ebbi‘ von der Eduard-Bilz-Straße. Erinnerung an die Bildhauerin Magdalene Kreßner

Die von Familie und Freunden 'Ebbi' genannte Magdalene Kreßner wurde vor 115 Jahren, am 03.10.1899, in Schweizertal bei Chemnitz geboren und zur schulischen Ausbildung auf ein Internat geschickt. Dort spürte sie allerdings früh einen Widerwillen gegen diese Einrichtung, sodass sie schließlich die Alte Kunstschule Richter in Dresden besuchen durfte. Hier wurde ihre Liebe zur Kunst geweckt und die Gewissheit, nicht nur malen zu wollen, sondern sich in die Bildhauerei zu 'vermeiseln'. Ihr Studium von 1921-1930 in Berlin Charlottenburg sowie als Meisterschülerin in Dresden vervollkommnete das Talent, allgemeine plastische Gegensätze mit der Sphäre des Raumes zu verbinden. Prinzipielle Anordnungen verschmolzen mit dem Element der Ruhe und Bewegung. Seit 1930 arbeitete sie als freischaffende Künstlerin in Dresden, doch in der Bombennacht vom 13. Februar 1945 wurde nicht nur ihr Atelier zerstört und damit fast ihr gesamtes Frühwerk, sie selbst verlor ihr Heim. So führte sie ihr Weg nach Radebeul auf die Eduard-Bilz-Straße 42, wo sie bis zu ihrem Lebensende ein neues Zuhause sowie eine Schaffensstätte für ihre Kunst fand. Am 18. Mai 1975 verstarb sie in Dresden.

Die Bandbreite ihres künstlerischen Wirkens umfasste die verschiedensten Emotionen des Menschlichen, welche motivisch und gestalterisch stets unterschiedlich aber lebensecht eingefangen wurden. Themen wie Tanz und Freude, Trauer und Angst, Sinnieren und Agieren standen ebenso im Fokus wie die Beziehung zwischen Mutter und Kind, zwischen Helfendem und Bedürftigem oder zwischen Rebell und Unterdrücker. Die Materialien ihrer Plastiken waren dabei ebenso vielfältig wie ihre Motive. Reliefformen, Gruppenzusammenstellungen oder Einzelporträts entstanden aus Metall, Holz, Gips, Keramik oder Stein. Neben den Bildhauerarbeiten zeichnete sie eine Vielzahl von Skizzen, welche nicht wie so oft nur als Vorstudien gedacht waren, sondern sich als Komplettierung und Symbiose ihres facettenreichen Wirkungskreises verstehen. Besonders hervorzuheben sind hier die Illustrationen zum Romanzyklus Joseph und seine Brüder von Thomas Mann.

Magdalene Kreßner war auch beim Wiederaufbau Dresdens kreativ beteiligt. Dabei brachte die Form des Reliefs ihre künstlerische Stärke am besten zum Ausdruck, beispielsweise mit dem Beitrag "Musizierende Kinder beim Karneval" in der Blochmannstraße, welches viele Merkmale ihres Schaffens in sich vereint. Rhythmisch und ausgewogen stellt sich diese Arbeit dar, wobei sich die Bildhauerin aufs Wesentliche konzentrierte. Ihre Werke sind erdkräftig und mit dem wirklichen Leben verbunden. Im Einklang mit der Natur trifft die Künstlerin stets den Kern des Geschehens, triftet nie ins Oberflächliche ab.

Auch im Zusammenspiel von Tanz und Plastik fand sie ein sprühendes schöpferisches Betätigungsfeld. So wurde ihr noch als Studentin die Ausgestaltung des Laubengangs am Schauspielhaus Chemnitz übertragen. Zur Aufführung des Ballettstückes "Romeo und Julia" an den Landesbühnen Sachsen setzte sie tänzerische Schlüsselszenen in figürlichen Darstellungen um. Als eines ihrer Hauptwerke schuf sie ein Bronze-Relief nach Tschaikowskys Ballett Schwanensee für das Newa-Hotel in Dresden.

Ein weiteres herausragendes Kunstwerk findet sich in der Friedhofskapelle Radebeul-Ost. Die 1955/56 entstandene Kreuzigungsgruppe zeigt den vom Leid gezeichneten Jesus, die trauernde Maria und Johannes den Täufer, wie er vertrauensvoll zum Gekreuzigten aufblickt und gleichsam die Gottesmutter stützend festhält. Mit feinem Einfühlungsvermögen verbinden sich hier Inhalt und Form. Mit ihrer ursprünglichen Bildsprache und ihren emotionalen Motiven reiht sich Magdalene Kreßner in die Riege von bedeutenden Künstlern ein, die der Tradition bürgerlich-humanistischer Plastiken stets treu geblieben sind.

Maren Gündel, Stadtarchiv

Erschienen in: Amtsblatt Radebeul, Oktober 2014